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Ausgewählte Forschungsprojekte
In den Abteilungen des Historischen Seminars laufen parallel stets zahlreiche Forschungsprojekte einzelner Wissenschaftler*innen, im Bereich der Drittmittelforschung sowie im Kontext forschungsorientierter Lehre. Hinweise auf abgeschlossene, laufende und anlaufende Forschungsvorhaben bieten stets die Seiten der Professuren sowie (künftig) die Forschungsdatenbank der Universität Osnabrück und die regelmäßigen Veröffentlichungen der Rahmendaten zu Drittmittelforschung im Zuge der Initiative Transparenz der Forschung. Exemplarisch präsentieren sich hier wechselnd aktuelle Forschungsprojekte am Historischen Seminar:
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Basilissa. Die Königin im Hellenismus
Monographie und Quellenband zu den Königinnen im Hellenismus
Das zweibändige Werk „Basilissa. Die Königin im Hellenismus“ von Prof. Dr. Christiane Kunst bietet erstmals eine Quellensammlung (II) und eine Monographie (I) zu einem zentralen Thema des Hellenismus (323–30 v. Chr.): der hellenistischen Monarchie.
Der Quellenband (II) gibt nicht nur einen Überblick über die literarischen Texte und die darin enthaltenen Narrative weiblichen Königtums, sondern versammelt vor allem zeitgenössisches Material: epigraphische Zeugnisse wie Dekrete, Stiftungen und Ehrungen sowie Papyri mit Dokumenten und Aktpräskripten Ägyptens. Daneben finden sich in begrenztem Umfang Münzen und Statuen. Ausgehend von der literarischen Darstellung des hellenistischen Königtums und bestehender Rollenmodelle für die Königin in archaischer Zeit und im Perserreich sind die Quellen zu individuellen Königinnen von Olympias bis Kleopatra entlang der einzelnen Dynastien vorgestellt. Angefangen bei den Argeadenfrauen bis zu den Frauen um Alexander den Großen werden die Königinnen und Gefährtinnen der hellenistischen Reiche der Antigoniden, Seleukiden, Ptolemäer und Attaliden präsentiert. Die zweisprachige, umfassende Textsammlung ermöglicht so einen direkten Blick auf Quellen des Hellenismus und damit auf die basilissa selbst.
Die Monographie (I) zeigt, wie die hellenistische Königin in alle Lebensbereiche des Königs eingebunden war und als unverzichtbarer Teil seiner monarchischen Herrschaft gelten muss. Sie trat in der Öffentlichkeit stets neben dem König, mitunter auch allein in Erscheinung. Einzelne Königinnen herrschten auch eigenen Rechts. Die Monarchie analysiert in drei Schritten umfassend diesen mit der hellenistischen Monarchie neu entstandenen Frauentyp „Basilissa“. Zunächst fragt sie nach älteren Vorbildern und bettet die basilissa ein in die Geschichte ihrer Zeit und des Hofs. Der zweite Teil rekonstruiert individuelle Lebensbilder aller bekannten Königinnen der Antigoniden, Seleukiden und Ptolemäer. Im letzten Teil wird die Rolle der Königin strukturgeschichtlich in den drei Teilbereichen Dynastie, Kult und Macht ausgeleuchtet.
Zeittafel – Basilissa: Die Königin im Hellenismus: eine Zeittafel der Ereignisgeschichte des Hellenismus sowie der Geschichte der hellenistischen Königinnen.
Monographie und Quellenband auf der Homepage des Verlags Marie Leidorf.
In des Teufels Küche
Autobiografische Aufzeichnungen von Georg Schnath aus den Jahren 1945-1948
Der vielfach gebrochene Lebenslauf des Archivars und Landeshistorikers Georg Schnath (1898-1989) dürfte exemplarisch für Angehörige seiner Generation sein. Die lückenlose Überlieferung von Schnaths Tagebüchern seit 1906 eröffnet Möglichkeiten einer dicht geschriebenen Biographie über die Brüche des 20. Jahrhunderts hinweg. Autobiographische Texte und zeitgeschichtliche Reflexionen aus der Internierung und Kriegsgefangenschaft in den Jahren 1945-1947 publizierte Prof. Dr. Thomas Vogtherr im Jahr 2021 in der Reihe "Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen" (Bd. 313). Weitere Infos bietet die Seite des Wallstein-Verlags.
Projektverbund "Negotiating Migration"
Im Projektverbund "Negotiating Migration" befassen sich an der Professur für Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung derzeit fünf Forschungsprojekte mit den Folgen gewaltinduzierter Mobilität im Kontext des Zweiten Weltkrieges und der Shoah mit Blick auf die Aushandlung der so ausgelösten Folgemigrationen, gesellschaftlichen Folgen sowie Institutionalisierungsprozesse in Migrationsregimen zur Regulierung von Gewaltmigration vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Gegenwart.
[2020-2023] Negotiating Resettlement. Aushandlungen, Verlaufsmuster und Langzeiteffekte der Folgewanderungen gewaltinduzierter Mobilität nach dem Zweiten Weltkrieg [Leitung: Dr. Sebastian Huhn], gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft als Eigene Stelle.
[2021-2026] The Holocaust Migration Regime: From Past to Present [Leitung: Dr. Sebastian Musch], gefördert von der Alfred Landecker Stiftung als Alfred Landecker Lecturer an der Universität Osnabrück.
[2019-2022] "Displaced Persons" zwischen Repatriierung, Resettlement und Integration in niedersächsischen Kommunen nach dem Zweiten Weltkrieg [Prof. Dr. Christoph Rass mit Dr. Sebastian Huhn & Linda Ennen-Lange], gefördert durch das Programm Pro*Niedersachsen.
[2019-2022] Lukas Hennies (Stipendiat der Hans-Böckler-Stiftung): Aushandlungsprozesse von Folgemigration gewaltinduzierter Mobilität am Beispiel der Hilfs- und Umsiedlungsprogramme der International Refugee Organization (IRO) [Betreuer: Prof. Dr. Christoph Rass].
[2017-2021] Hermann Helfgott - Zvi Asaria. Ein transnationales Rabbinerleben im Zeitalter der Extreme [Prof. Dr. Christoph Rass mit PD Dr. Frank Wolff & Dr. Sebastian Musch], gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung.
Aufklärer in Staatsdiensten
Das interdisziplinäre Tandemprojekt Aufklärer in Staatsdiensten nimmt die Spezifika der Aufklärungsbewegung in Nordwestdeutschland in den Blick und untersucht an zwei beispielhaften Akteuren – Justus Möser (1720-1794) und Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) – das sich aus ihrer Doppelrolle als Aufklärer und Staatsdiener ergebende Spannungsverhältnis zwischen Handlungserwartungen an Fürstendiener einerseits und dem Selbstanspruch als Aufklärer andererseits. Das übergeordnete Projektziel ist es, die Möglichkeiten der Realisierung aufklärerischer Ideen im Geflecht regionaler politischer Herrschaftsbeziehungen zu untersuchen. Das Gesamtprojekt ist in zwei Teilprojekte gegliedert, die sich aus literatur- und geschichtswissenschaftlicher Perspektive den beiden herausragenden Vertretern der nordwestdeutschen Aufklärung widmen sollen.
Indem das enge Bündnis der deutschen Aufklärungsbewegung mit dem Fürstenstaat in den Blick genommen wird und der nordwestdeutsche Raum im Fokus der Untersuchung steht, wird zwei Besonderheiten der deutschen Aufklärung Rechnung getragen: Der weitgehend fehlenden Obrigkeitskritik und den aus der territorialen Vielfalt resultierenden, regionalen Sonderentwicklungen. So lassen die beiden Promotionsvorhaben neue Erkenntnisse zur Frage der Wirksamkeit der deutschen Aufklärung vor dem Hintergrund des engen Bündnisses mit dem Fürstenstaat und den regionalen Ausdifferenzierungen und Erscheinungsformen der deutschen Aufklärung erwarten.
Laufzeit: 2020 bis 2023 (gefördert vom MWK)
Bearbeiterin und Bearbeiter: Kathleen Burrey und Karl Piosecka
Das interdisziplinäre Tandemprojekt ist an der Professur Geschichte der Frühen Neuzeit und dem Lehrstuhl "Lehrstuhl für Deutsche Literatur der Frühen Neuzeit im europäischen Kontext" im IKFN angesiedelt. Betreuerin und Betreuer sind Prof. Dr. Siegrid Westphal und Prof. Dr. Kai Bremer
Data Driven History & die Produktion von Wissen in Großkarteien
An der Professur für Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung befassen sich mehrere Projekte mit der Analyse von Großkarteien, die als eine der prägenden Informationstechnologien und Elemente der Wissens- und Herrschaftsproduktion im 20. Jahrhundert geltenkönnen. Unsere Projekte untersuchen ihre Wirkung und die in Karteien Datafizierten Wirklichkeiten im Feld des NS-Staates und der Verwaltung von Migration auf kommunaler Ebene in Westdeutschland nach 1945.
[2019-2022] Massendatenbasierte Langzeitmodelle migrationsinduziert wachsender Diversität im urbanen Kontext: Ausländerkarteien als Kulturgut und Grundlage reflexiver Migrationsforschung [Prof. Dr. Christoph Rass mit Prof. Dr. Andreas Pott, Max Pochadt und Janine Wasmuth], gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur.
[2018-2021] Überwachung. Macht. Ordnung – Personen- und Vorgangskarteien als Herrschaftsinstrument der Gestapo [Prof. Dr. Christoph Rass mit Dr. des. Sebastian Bondzio], gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Die Verwaltung der Armut
Armenfürsorge und Stiftungswesen in der Stadt Osnabrück von 1600-1810
Zu allen Zeiten besaß die Frage, wie sich der Einzelne gegen Risiken der Krankheit, des Alters und der Arbeitslosigkeit, und damit gegen das Abrutschen in die Armut, absichern konnte, eine hohe Relevanz. Mit dem Projekt zur 'Verwaltung der Armut' wird - erstmals für die Stadt Osnabrück - die Armenfürsorge zwischen 1600 und 1810 in den Blick genommen und nach Kontinuitätslinien sowie Wandlungsprozessen gefragt. Es gilt, den Prozess der Verwaltung der Armut herauszuarbeiten und dabei den Aufbau, die Akteure sowie die Finanzierung der verschiedenen frühneuzeitlichen Institutionen zu untersuchen. Besondere Berücksichtigung finden auch die drei wesentlichen Strukturmerkmale der Armenfürsorge: Kommunalisierung, Rationalisierung und Bürokratisierung. Darüber hinaus befasst sich die Untersuchung damit, ob politische Ereignisse wie der Westfälische Frieden oder die Aufklärung als geistiger Strömung zu Umbrüchen führten. Auch der Einfluss der Konfessionen auf die Armenfürsorge wird vor allem im Hinblick auf die spezifische Situation der Stadt mit ihren starken gegenreformatorischen Bemühungen Anfang des 17. Jahrhunderts und der alternierenden Sukzession nach 1648 als aufschlussreicher Faktor bedacht.
Bearbeiterin: Julia Fesca, M.A.
Betreuerin: Prof. Dr. Siegrid Westphal
Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Konfliktlandschaften
In der Interdisziplinären Arbeitsgruppe Konfliktlandschaften befassen sich seit 2014 Wissenschaftler/innen aus Archäologie, Geschichte, Kulturwissenschaften, Geoarchäologie und Geoinformatik/Fernerkundung mit der materiellen Transformation sowie der diskursiven Konstruktion gewaltüberformter Orte.
Aktuell bilden neben der wissenschaftlichen Leitung der Ausgrabungen im Kontext des antiken Kampfplatzes Kalkriese Projekte zur Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts einen Schwerpunkt.
[2021-2022] Digitalen Erschließung des Vernichtungsortes Maly Trostenez [Prof. Dr. Christoph Rass gemeinsam mit der Geschichtswerkstatt Leonid Levin, Minsk & der Universität Wien], gefördert im Programm Jugend erinnert der Stiftung Erinnerung, Verantwortung Zukunft.
[2020-2022] Lernort ‘Schlachtfeld’? Neue Didaktik einer Konfliktlandschaft Hürtgenwald [Prof. Dr. Christoph Rass mit Mirjam Adam & Dr. Christin Bobe], gefördert vom Landschaftsverband Rheinland.
[2020-2022] Boden erinnert. Gewaltorte als Konfliktlandschaften in der Geschichtskultur [Prof. Dr. Christoph Rass, Dr. Christin Bobe], in Kooperation mit der Gedenkstätte Esterwegen, gefördert im Programm "Jugend erinnert" durch die Kulturstiftung des Bundes.
Justus Möser im Netzwerk der deutschen Aufklärung.
Die regionale und überregionale Rezeption des Osnabrücker Juristen und Aufklärers.
Der Staatsmann, Jurist und Aufklärer Justus Möser (1720-1794) gilt als einer der bedeutendsten Osnabrücker. Seine publizistischen Werke waren weit über das Fürstbistum Osnabrück hinaus bekannt und fachlich hoch anerkannt. Bei Möser lässt sich die Verzahnung von aufklärerischen Ideen und konkreter Politik vielleicht besser beobachten als bei jedem anderen Denker des 18. Jahrhunderts. Grundlegend für das Projekt 'Justus Möser im Netzwerk der deutschen Aufklärung' ist die These, dass Aufklärung aus dem Austausch von überregional artikulierten Ideen und Konzepten einerseits und lokal-engagiertem Handeln und Agieren andererseits besteht. Wichtig ist dabei, dieses Zusammenspiel nicht als Top-down-Austauschprozess zu begreifen, sondern als zirkulär. Aufklärung fand nie allein in den intellektuellen Zentren ihrer Zeit wie etwa Berlin oder Weimar statt, sondern war - zumal im dezentral organisierten Reich - nur durch lokale Akteure zu gestalten.
Das Projekt wird am Beispiel von Mösers regionalen und überregionalen Netzwerken zeigen, wie und wo diese überregionalen Ideen vor Ort rezipiert wurden, wie sie im Alltag des Fürstbistums Osnabrück konkretisiert wurden und wie diese Ideen und Realisierungen Möser wiederum zu überregionalen publizistischen Beiträgen veranlassten. Untersucht werden diese Aspekte im Rahmen zweier Dissertationsvorhaben der Stipendiatinnen Jennifer Staar und Denise Schlichting.
Bearbeiterinnen: Denise Schlichting und Jennifer Staar
Das interdisziplinäre Tandemprojekt ist an der Professur Geschichte der Frühen Neuzeit und dem Lehrstuhl "Lehrstuhl für Deutsche Literatur der Frühen Neuzeit im europäischen Kontext" im IKFN angesiedelt. Betreuerin und Betreuer sind Prof. Dr. Siegrid Westphal und Prof. Dr. Kai Bremer
Mirjam Adam, M.Ed.: "Negotiating Landscapes"
In Ihrer Dissertation Negotiating Landscapes - Transformationen von Geschichte und Erinnerungskulturen des 'Schlachtfeldes Hürtgenwald', die an der Professur für Neueste Geschichte betreut wird, befasst sich Mirjam Adam mit der Transformationen verschiedener historischer und gegenwärtiger Narrative, die sich in Bezug auf die Geschichte des „Schlachtfeldes Hürtgenwald“ im Zusammenhang spezifischer Erinnerungskulturen gebildet haben und bilden. Dabei bindet sie Erkenntnisse aus Forschungsprojekten der Interdisziplinären Arbeitsgruppe Konfliktlandschaften der Universität Osnabrück ein. Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Frage nach der didaktischen Zugänglichkeit von gewaltüberformten Orten als gegenwartsbezogene Lernorte.
Lukas Hennies, M.A.: Aushandlungsprozesse von Folgemigration gewaltinduzierter Mobilität
In seiner Dissertation Aushandlungsprozesse von Folgemigration gewaltinduzierter Mobilität am Beispiel der Hilfs- und Umsiedlungsprogramme der International Refugee Organization (IRO), die an der Professur für Neueste Geschichte angesiedelt ist, untersucht Lukas Hennies die Aushandlungsprozesse zwischen den Eligibility Officers der IRO und sogenannten Displaced Persons (DPs). Im Fokus stehen dabei die Aushandlungen der Mobilitätsoptionen der DPs nach dem Zweiten Weltkrieg, die neben den Repatriierungsprogrammen der UNRRA vor allem aus Resettlement oder Ansiedlung in der BRD bestanden.
Betreuer: Prof. Dr. Christoph Rass
Linda Ennen-Lange, M.A.: ‚Heimatlose Ausländer‘
In ihrer Dissertation ‚Heimatlose Ausländer‘ – Kategorisierung, Niederlassung und Integration von ‚Displaced Persons‘ in Osnabrück nach dem Zweiten Weltkrieg, die an der Professur für Neueste Geschichte betreut wird, untersucht Linda Ennen-Lange den Umgang der deutschen Behörden mit den nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik Deutschland verbliebenen „Heimatlosen Ausländern“ und die Aufnahme dieser Menschen in die bundesdeutsche Gesellschaft entlang einer Fallstudie zur Stadt Osnabrück. Dabei thematisiert sie insbesondere die Rolle der kommunalen Behörden in diesen Aushandlungsprozessen, um sowohl die konkrete Umsetzung übergeordneter politischer Direktiven als auch die Bedingungen und Perspektiven dieser Aushandlungen vor Ort sichtbar zu machen. In den Blick genommen wird zudem der mit der Niederlassung verbundene Wandel des sozialen Raums im urbanen Kontext.
Betreuer: Prof. Dr. Christoph Rass und Dr. Sebastian Huhn
„Die Krise ist weiblich. Weibliche Handlungsspielräume als Gegenstand des Krisenmanagements der Krise der römischen Republik“
Die Zeit von den Punischen Kriegen bis zum Untergang der Republik und ihre Transformation in eine monarchische Herrschaft ist gekennzeichnet durch eine Abfolge von Krisen, die sämtliche Lebensbereiche erfassten. Krisen sind ein Moment der Entscheidung, der Potentialität, in denen gegebene Strukturen und Ordnungen in Frage gestellt oder gar außer Kraft gesetzt werden. In der griechisch-römischen Antike ist die Krise auch ein Moment der Frauen. Dies ist umso erstaunlicher, als in Griechenland und Rom, wo vor allem Kriege der Auslöser für innergesellschaftliche Krisen sind, die politische Bühne wie auch das soziale und literarische Leben durch Männer dominiert wird. Krisen sind also ein Moment, in dem die Geschlechterverhältnisse neu festgelegt werden können. Während die Diagnose der Krisensymptome, vor allem mit Blick auf ihre scheinbare Alternativlosigkeit, die Forschung intensiv beschäftigt hat, blieb die Frage des Krisenmanagements randständig und fokussiert auf die institutionelle Ebene.
Ziel des Projekts ist es, zu ergründen, inwiefern sich Krisenmanagement bzw. -bewältigung auch mit weiblichen Handlungsspielräumen befasste. Dafür untersucht Anna Katharina Romund politische Interventionen von Frauen in der Krise alternative soziale Interaktionsmuster im öffentlichen Raum Roms sichtbar gemacht und fragt nach deren Relevanz für das Verhältnis der Geschlechter im Republikanischen Rom.
Das Projekt ist Teil des kooperativen Projektverbundes „Die Krise ist weiblich. Soziale Struktur und diskursive Macht als Gender Problem im klassischen Altertum“ der Fächer Klassische Philologie und Alte Geschichte der Universitäten Osnabrück und Göttingen.
Betreuerin: Prof. Dr. Christiane Kunst