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Forschung

Ein Gelehrter - Vinzenz von Beauvais - sitzt an seinem Pult und liest, zwei Mitarbeiter schleppen Bücher heran.

Der Dominikaner Vinzenz von Beauvais bei der Arbeit... (Le Miroir historial, nach 1320 || Vatikan, BAV, Reg. lat. 538, fol. 1r)

Die Professur für die Geschichte des Mittelalters hat mehrere Forschungsschwerpunkte. Räumlich steht dabei Mittel- und Westeuropa im Fokus.

  • Kartographie und geographische Vorstellungen im Mittelalter
  • Mobilität und Reisen im Mittelalter
  • Gewalt im Mittelalter
  • Kulturgeschichte des Politischen: Kulturen des Protests und Aufstände
  • Frühmittelalterliche Rechtsgeschichte

Laufende Projekte

Umwege, Verzögerungen und Wartezeiten – Zu einer wenig beachteten Dimension vormoderner Mobilität (seit 2023)

Christoph Mauntel

Mobilität und Reisen bedingen Bewegung, ja sind geradezu durch eine Bewegung im Raum auf ein spezifisches Ziel hin definiert. Gleichzeitig stößt jede Mobilität unweigerlich auf Hindernisse und Probleme, die durch vielerlei Gründe bedingt sein können – in vormoderner wie in moderner Zeit: Wartezeiten, Verzögerungen und Umweges waren elementarer Bestandteil des Reisens.

Das Projekt zielt darauf, Verzögerungen und Wartezeiten für eine Analyse vormoderner Mobilität fruchtbar zu machen.  Inhaltlich geht es dabei nicht vorrangig um eine Zusammenstellung derjenigen Phänomene, die Verzögerungen für die Reisenden bedingten, sondern einerseits um die Mechanismen der narrativen Darstellung und (auch emotionalen) Verarbeitung seitens der Akteurinnen und Akteure, sowie andererseits um eine Reflektionsmöglichkeit über Bedingtheiten vormodernen Wartens.

Am 28.-29. Februar 2024 fand im in München im Historischen Kolleg eine internationale Tagung zum Thema "Warten. Kulturhistorische Zugänge zwischen Mittelalter und Moderne" statt. 

Programm der Tagung || Tagungsbericht

Neuausgabe des Katalanischen Weltatlasses von 1375 (seit 2023)

Christoph Mauntel

Der sog. Katalanische Weltatlas ist von kosmographischen und astronomischen Texten gerahmte Oikumenekarte aus dem Jahr 1375. Geschaffen wurde er vom jüdischen Kartographen Cresques Abraham auf Mallorca, im Auftrag von Peter IV. von Aragón, der den Atlas Karl V. von Frankreich schenkte – ein wahrhaft königliches Geschenk. Verwahrt wird der Atlas bis heute in Paris (BnF, Ms esp. 30). Zum 600. Geburtstags des Atlasses im Jahr 1975 erschienen gleich mehrere Ausgaben: Eine spanische Edition, eine deutsche Übersetzung von Hans-Christian Freiesleben sowie die bisher maßgebliche Edition von Georges Grosjean, die jedoch auf 790 Exemplare limitiert war. In den Jahren seither hat sich die Forschung intensiv mit dem Atlas beschäftigt und die alten Ausgaben sind auf dem Markt kaum mehr greifbar. Grund genug, den Atlas zum sich nähernden 650. Jubiläum mit einer Neuausgabe zu würdigen.

Freiheit – Gerechtigkeit – Gewalt. Spätmittelalterliche Protestbewegungen und der „Bauernkrieg“ von 1525 im Vergleich (seit 2023)

Christoph Mauntel, zusammen mit Gerrit J. Schenk und Thomas Roth (beide Darmstadt)

Die spätmittelalterliche Geschichte West- und Mitteleuropas ist von zahlreichen städtischen und ländlichen Aufständen geprägt. Während im 14. Jahrhundert je Generation (25 Jahre) ein Aufstand im Reich zu zählen sei, so Peter Blickle, ereigneten sich zwischen 1500 und 1525 allein bereits 18 Aufstände, die im sogenannten „Bauernkrieg“ von 1525 kulminierten. Neben vielen kleineren Revolten gelten für Frankreich die Jacquerie von 1358 und für England die Peasants‘ Revolt von 1381 als Marksteine. Vor dem Hintergrund dieser Unruhewellen stellen sich Fragen nach parallelen oder divergierenden Entwicklungen, nach Verlaufstypen hinsichtlich der Einzigartigkeit einzelner Aufstände ebenso wie nach möglicherweise ähnlichen Ursachen, Strukturen und Abläufen. Erst durch einen vergleichenden Blick werden die Charakteristik und Spezifik der Aufstandswelle von 1525 erkennbar, die sich 2025 zum fünfhundertsten Mal jährt.

Nach einer Tagung, die am 26.-28. Oktober 2023 in Lorsch stattgefunden hat, werden nun die Ergebnisse in einem Band publiziert.

Programm der Tagung || Tagungsbericht 

Biographie des Landeshistorikers Georg Schnath (1898-1989)

Thomas Vogtherr

Eine Biographie des Landeshistorikers Georg Schnath (1898-1989) steht vor dem Abschluss. Der umfangreiche Nachlass gibt einen tiefen Einblick in Leben und Werk eines zutiefst konservativen, während der Zeit des Nationalsozialismus als Parteimitglied aktiven Historikers mit antipreußischen Ressentiments und einer nur zögerlichen Hinwendung zu Demokratie und Republik. Schnath steht beispielhaft für eine Gedankenwelt, die unter Historikern seiner Generation weit verbreitet war.

© Dieter Schinner

Biographie Bischofs Benno von Osnabrück (1069-1088)

Thomas Vogtherr

Die Lebensbeschreibung des Bischofs Benno von Osnabrück (1069-1088) soll sich gleichermaßen an wissenschaftliche Leser wie an ein breites Publikum richten. Ausgehend von der um 1100 im Kloster Iburg entstandenen Vita Bennonis lässt sich Benno als Idealtyp eines salischen Reichsbischofs verstehen, dessen Wirken an der Seite Heinrichs IV. im „Investiturstreit“ ebenso wie seine Tätigkeit als Urkundenfälscher im Interesse seines Bistums ihn weithin bekannt machten.

Buchprojekt über den Gedanken an "Niedersachsen"

Thomas Vogtherr

In den Anfängen steckt ein Buch über den Gedanken an „Niedersachsen“: Der lange Weg von einem unscharfen geographischen Begriff über die Ideen der Heimatbewegung um 1900 bis zur Begründung des Bundeslandes Niedersachsen 1946 kann nicht als eine herkömmliche Landesgeschichte nachgezeichnet werden, sondern besteht eher aus einer Ideengeschichte dieses Teils Norddeutschlands. Die wesentlichen Stichwortgeber sind deswegen zentrale Gegenstände dieser Veröffentlichung, deren Abschluss für 2026 zum 80. „Geburtstag“ des Bundeslandes geplant ist.