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Interventionen von Frauen in der Krise der Römischen Republik

Die Zeit von den Punischen Kriegen bis zum Untergang der Republik und ihre Transformation in eine monarchische Herrschaft ist gekennzeichnet durch eine Abfolge von Krisen, die sämtliche Lebensbereiche erfassten. Krisen sind Phasen der Entscheidung, der Potentialität, in denen gegebene Strukturen und Ordnungen in Frage gestellt oder gar außer Kraft gesetzt werden. In der griechisch-römischen Antike ist Krise auch ein Moment der Frauen. Dies ist umso erstaunlicher, als in Griechenland und Rom, wo vor allem Kriege die Auslöser für innergesellschaftliche Krisen sind, die politische Bühne wie auch das soziale und literarische Leben durch Männer dominiert wird. Krisen sind folglich Situationen, in denen die Geschlechterverhältnisse neu festgelegt werden können. Während die Diagnose der Krisensymptome, vor allem mit Blick auf ihre scheinbare Alternativlosigkeit, die Forschung intensiv beschäftigt hat, blieb die Frage des Krisenmanagements randständig und auf die institutionelle Ebene fokussiert.

Inwiefern Krisenbeendigungsversuche auch auf weibliche Handlungsspielräumen abstellten,

sollte daher im Projekt „Interventionen von Frauen in der Krise der Römischen Republik“ ergründet werden, das zum übergeordneten kooperativen Projektverbund Die Krise ist weiblich gehörte.

Bearbeitet wurde das Teilprojekt im Rahmen ihrer Promotion von Dr. Anna Katharina Romund . Ihre Ergebnisse hat sie in der im September 2023 im Verlag Marie Leidorf erschienen Monographie „Die Krise ist weiblich“ publiziert.

 

Abstract:

In der althistorischen Geschlechterforschung herrscht die Ansicht vor, dass sich die politischen Handlungsspielräume von Frauen in der Krise der römischen Republik im 1. Jh. v. Chr. massiv ausgedehnt hätten. Nur vereinzelt wurden Überlegungen angestellt, inwiefern dieses Krisenphänomen im Zuge von Krisenmanagement revidiert werden sollte. Um diese Frage beantworten zu können, wird die These der wachsenden Handlungsspielräume neu aufgerollt. Mit einem konsequent diskursanalytischen Ansatz wird die communis opinio widerlegt und der Umgang der althistorischen Forschung mit ihren Quellen grundlegend in Frage gestellt. Bis zum Ende der Republik ist keine kontinuierliche Ausdehnung der politischen Handlungsmacht von Frauen bzw. keine grundsätzliche Kritik daran erkennbar ist. Erst die augusteische Ehegesetzgebung entfesselte den Diskurs. In den Narrativen der Republik markieren die Frauenfiguren zunächst nur das Versagen des Krisenmanagements während der Bürgerkriege als Genderproblem. Nach der Krise wird an den exempla das Verhalten beider Geschlechter verhandelt. Für Frauen wird die Äußerung öffentlicher Trauer moniert. Als Ausdruck von Kritik am Bürgerkrieg bewertet, wurde sie zum Ansatzpunkt von Maßnahmen des princeps. Damit aber waren nicht signifikant vergrößerte politische Handlungsspielräume von Frauen, sondern ihre traditionellen Aufgaben im Fokus des Krisenbeendigungsstrategie des princeps. Die Untersuchung erweist das Versagen des Krisenmanagements in der späten Republik gemäß der zeitgenössischen Wahrnehmung als Genderproblem und bringt einen neuen Aspekt des Krisenmanagements des Augustus als Emotionenmanagement hervor. Die Ergebnisse unterstreichen den Wert von Geschlecht als Analysekategorie auch für die Erforschung der politischen Geschichte Roms.

Die Krise ist weiblich.