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Xanten - der Archäologische Park und das RömerMuseum

 

Bericht von Carolin Hillen

Einleitung

Die Geschichte der Stadt Xanten reicht weit zurück. So wurde bereits in der Antike auf dem Gebiet der heutigen Stadt Xanten die Colonia Ulpia Traiana gegründet, eine der größten Metropolen in den germanischen Provinzen Roms. Benannt wurde sie nach dem römischen Kaiser Marcus Ulpius Traianus. Doch ist die Gründung der Colonia nicht der Anfangspunkt der Geschichte. Dieser befindet sich lange vor der Gründung, im 13/12 Jh. v. Chr., als im Zuge der großen Rheinoffensive unter Kaiser Augustus die ersten römischen Truppen ein Lager auf dem Fürstenberg errichteten. Ab diesem Zeitpunkt war das Gebiet, auf dem sich das heutige Xanten befindet, fortlaufend Standort von römischen Legionen und entwickelte sich in der Mitte des 1. Jahrhunderts zeitweise zu einem der wichtigsten Stützpunkte des römischen Imperiums. Zur Versorgung der Legionen wurden Straßen und Wasserwege ausgebaut und es entstand ein Hafen. Dies war unter anderem ausschlaggebend dafür, dass sich nach und nach viele Zivilisten, Händler, Kaufleute, Handwerker und Gastwirte in der Region ansiedelten. Die Siedlung wuchs im Laufe des 1. Jh. n. Chr. kontinuierlich bis zum Aufstand der germanischen Bataver im Jahr 69/70 n. Chr., bei dem sie fast vollständig zerstört wurde. Durch die Zerstörung kam die Siedlung zum Stillstand. Erst ein Jahr später begann der Wiederaufbau, dessen Resultat ca. dreißig Jahre später, im Jahr 98 oder 99 n. Chr., die Gründung der Colonia Ulpia Traiana war. Die Colonia umfasste eine Fläche von 73 Hektar und war damit ungefähr doppelt so groß wie die zuvor zerstörte Siedlung. Es entstanden öffentliche Bauten wie die Stadtmauer, das Forum, Tempel, Thermen und das Amphitheater, dessen Überreste heute noch erhalten sind.

Am Ende des 3. Jh. wurde die Colonia erneut zerstört und im Zuge des Wideraufbaus stark verkleinert und befestigt. Der Name dieser befestigten Stadt war vermutlich Tricensimae, welche jedoch nicht mehr lange Bestand hatte. Funde des 3. und 4. Jh. geben Auskunft darüber, dass das städtische Leben auf dem Gebiet der ursprünglichen Colonia im Laufe des 4. Jh., im Zuge mehrerer Unruhen zu Ende ging. In den nachfolgenden Jahrhunderten nutzen die Menschen die Steine der ehemaligen Colonia und errichteten mit ihnen die Stadt Xanten. Anhand der im Boden verbliebenen Spuren lässt sich heute ein Großteil der Geschichte rekonstruieren und die Überreste der Colonia Ulpia Traiana können im Archäologischen Park Xanten und in dem dazugehörigen RömerMuseum erforscht und betrachtet werden.

 

Archäologischer Park

Bei dem Archäologischen Park Xanten, kurz APX, handelt es sich um das größte archäologische Freiluftmuseum Deutschlands, welches vom Landschaftsverband Rheinland geführt wird. Das Parkgelände mit seinen zahlreichen Grünflächen und Spielplätzen befindet sich auf dem Gebiet der antiken Provinzstadt Colonia Ulpia Traiana.

Kennzeichnend sind die bedeutende Anzahl beeindruckender Rekonstruktionen der römischen Bauwerke, die auf dem gesamten Parkgelände verteilt sind. Sie veranschaulichen, wie die antike römische Provinzstadt aufgebaut war. Zu diesen Bauwerken zählen sowohl mehrere Handwerkerhäuser, eine Herberge und der Hafentempel, als auch das Amphitheater und die Stadtmauer mit ihren Wehrtürmen.

Das Besondere an den Rekonstruktionen ist ihre Originaltreue. Rekonstruiert wurden die Gebäude auf Grundlage jahrelanger Ausgrabungen und Forschungen, die es ermöglichten, sie im originalen Maßstab und am ursprünglichen Standort nachzubauen. Darüber hinaus wurde auch bei der Form und den Materialien nach römischen Vorbildern gearbeitet. Was für die Besucher des Archäologischen Parks neben der bloßen Imposanz der Rekonstruktionen auch eindrucksvoll sein dürfte, ist die Tatsache, dass diese nicht nur betrachtet, sondern auch betreten und ihre Innenräume erkundet werden können.

Ergänzt werden die Bauten mit verschiedenen Themenpavillons und Ausstellungen, die verteilt auf dem Parkgelände zu finden sind. Einerseits geben sie spezifische, vertiefende Einblicke zu den einzelnen Bauten, andererseits liefern sie den Besuchern des Parks auch weitere Informationen zum Alltag in der damaligen römischen Siedlung. Die Themenbereiche der Ausstellungen sind dabei breit gefächert. So erfahren die Besucher neben dem Schiffsbau und den Gesellschaftsstrukturen auch etwas über die „Spiele“ im Amphitheater, das Straßennetz, welches Verkehr und Reisen ermöglichte und die Bautechnik der Römer. Zudem bietet einer der Themenpavillons einen freien Blick auf die Fundamente römischer Wohnhäuser, die sich in der Antike an dieser Stelle befanden. Wie bei den Nachbauten selbst, sind auch in den Themenpavillons verschiedene Rekonstruktionen zu besichtigen. So sind in der Ausstellung, die sich mit dem Thema Schiffsbau beschäftigt beispielsweise verschiedene Rekonstruktionen römischer Schiffe ausgestellt und die Ausstellung „Spiele im Amphitheater“ erkunden die Besucher auf ihrem Weg durch den nachgebauten Umgang hinter der Arenamauer, welcher auf dem Bild zu sehen ist.

Ein weiteres eindrucksvolles Gebäude ist außerdem der Thermenschutzbau. Dieser besteht zwar nicht wie die Rekonstruktionen aus Materialien, die dem Original ähneln, sondern aus Stahl und Glas, greift jedoch die Form der antiken Therme auf. In seinem Inneren werden die Besucher über Laufstege durch die originalen Überreste der Badebecken, Feuerstellen und Heizkanälen der Therme geführt.

 

Das RömerMuseum

Wer über das Erkunden der Rekonstruktionen und Themenpavillons hinaus die antike römische Provinzstadt noch weiter erforschen will, bekommt hierzu die Möglichkeit im RömerMuseum. Eröffnet wurde das LVR-RömerMuseum im Jahr 2008 und ermöglicht es den Besuchern des Archäologischen Parks seitdem die rund 400-jährige römische Geschichte Xantens in einer spannenden Ausstellung mit zahlreichen Originalfunden aus der römischen Stadt und den Legionslagern noch näher kennenzulernen. Der Rundgang durch die Ausstellung verläuft chronologisch durch die Geschichte. So beginnt sie mit dem Einmarsch der Legionen in das Gebiet, berichtet über die Entstehung der Metropole und endet mit dem Zusammenfall der wiederaufgebauten Stadt zu Beginn der Spätantike. Besonders für die jüngeren Besucher interessant: viele Exponate können angefasst und ausprobiert werden und werden durch auditive Elemente, wie etwa Hörspiele, ergänzt. Das RömerMuseum zeichnet sich allerdings nicht nur durch seine Ausstellung aus, sondern auch durch das Gebäude selbst. Dieses stellt nämlich eine Kombination aus archäologischem Schutzbau und moderner Museumsarchitektur dar. Errichtet wurde das RömerMuseum auf den römischen Grundmauern der Eingangshalle der antiken römischen Basilika Thermarum und ergänzt den Schutzbau, der sich über den angrenzenden Thermen befindet, wie oben beschrieben. Auch hier wurde sich an dem ursprünglichen Aussehen des Gebäudes orientiert. So hat das gesamte Gebäude, nach dem Vorbild der damaligen Basilika, keine durchgehenden Geschosse. Stattdessen verteilt sich die Ausstellung auf mehreren schwebenden Rampen und Ebenen, die den Blick bis zum Dach offenlassen, wobei auf Barrierefreiheit geachtet wurde. Im Untergeschoss des RömerMuseums befindet sich, neben einem Vortragsraum, ein Bereich, in dem Wechselausstellungen präsentiert werden. Dort können die Besucher die freigelegten antiken Grundmauern der Basilika betrachten. Ein Highlight sind hier zudem die Überreste zweier gewerblich genutzter Becken, die noch aus einer Zeit vor der Errichtung der Thermen stammen.

 

Veranstaltungen und Forschung

Neben monatlichen Führungen finden in regelmäßigen Abständen verschiedenste Veranstaltungen im Archäologischen Park statt. Hierzu gehören unter anderem die Römischen Wochenenden, welche jedes Jahr im Frühling beginnen und den Sommer über angeboten werden. Jedes dieser Wochenenden hat einen anderen Schwerpunkt, bei dem die Besucher hautnah Einblicke in verschiedene römische Handwerksberufe erhalten. Ein Highlight ist zudem das zweitägige Römerfest, welches normalerweise alle zwei Jahre stattfindet, in diesem Jahr jedoch abgesagt werden musste. Auch ist Xanten nach wie vor ein wichtiges Forschungsgebiet. Neben der regelmäßigen Zusammenarbeit mit Universitäten werden im Archäologischen Park mehrmals im Jahr Vorträge von Fachleuten gehalten, die Interessierte über die aktuelle Forschungsarbeit informieren.

 

Fazit

Die Kombination aus originalgetreuen Nachbauten, zahlreichen Informationen aus der Forschung und erhaltenen Originalen, die durch verschiedenste Veranstaltungen und wissenschaftlichen Vorträgen ergänzt werden, zeichnet den Archäologischen Park Xanten aus und macht ihn für Besucher jeglichen Alters interessant. Er ist eine einzigartige Anlaufstelle, um detaillierte und anschauliche Einblicke in die Struktur und das Leben in einer römischen Provinz zu erhalten. Darüber hinaus ist Xanten aufgrund der Tatsache, dass die Überreste der Colonia Ulpia Traiana so gut erhalten sind, für die Forschung unerlässlich.