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Wartezeiten. Zu einer wenig beachteten Dimension vormoderner Mobilität
von Christoph Mauntel
in: Historische Zeitschrift 318/3, 2024, S. 521-550.
Mobilität wird häufig als Bewegung zwischen konkreten Orten gefasst, geht aber zumeist mit Phasen der Immobilität einher: Verzögerungen und Wartezeiten sind ein fester Bestandteil des Reisens, der von der historischen Forschung jedoch bisher nicht näher untersucht wurde. Der vorliegende Beitrag stellt das Thema des „Wartens“ für die historische Forschung vor und lotet die Erkenntnispotenziale aus. Dafür werden in einem ersten Schritt die zahlreichen bereits existierenden soziologischen, ethnologischen und anthropologischen Studien auf zentrale Themen und Thesen ausgewertet. Auf dieser Grundlage zeigen dann drei Fallstudien auf, wie Pilger, Gesandte und Reisende des Mittelalters mit Wartezeiten konfrontiert wurden und sie in ihre Texte und Berichte einbetteten.
Recht, Richter und Gerichte in Ravensberg
von Ulrich Andermann
Mit der vorliegenden Rechtsgeschichte der Grafschaft Ravensberg wird ein Zeitraum von rund 1000 Jahren - von den ersten Vogteigerichten noch vor Entstehung der Grafschaft bis zum Ende der Franzosenzeit 1813 - systematisch untersucht. Dabei werden das Stift und die Stadt Herford von Beginn an in die Untersuchung mit einbezogen. Da sowohl im Mittelalter als auch in der Frühen Neuzeit Justiz und Verwaltung eng miteinander verflochten waren, bietet die Darstellung - über Recht und Verfassung hinaus - auch einen wichtigen Einblick in die Verwaltungsgeschichte und in die Ämterverfassung der Grafschaft. Im Mittelpunkt stehen dabei die Ursprünge und Zuständigkeiten der jeweiligen Gerichte sowie ihr Personal. Hinsichtlich der Prozessform erwies sich die Rezeption des römischen Rechts als Zäsur, ebenso wie später das Eindringen des französischen Rechts nach dem Ende des Alten Reiches. Stets gegenübergestellt werden die ländliche und städtische Rechtswelt, neben der weltlichen wird immer auch die geistliche Gerichtsbarkeit mit in den Blick genommen. Einige Sachverhalte, wie etwa die Holzgerichtsbarkeit oder die Hexenprozesse, werden für Ravensberg erstmals untersucht, während zu anderen Themen bislang geltende Sichtweisen revidiert werden. Das gilt auch für die Frage, inwieweit das seit 1346 als „Nebenland" geltende Ravensberg in den verschiedenen „Mehrfachherrschaften" seine eigene Entwicklung bewahren konnte.
Die Erdteile in der Weltordnung des Mittelalters
von Christoph Mauntel
Asien, Europa, Afrika – die typische Reihenfolge der drei im Mittelalter bekannten Kontinente – ist eine Hierarchie, in der Europa keineswegs an erster Stelle kam. Schon dies zeigt, dass die Dreierordnung der Kontinente kein abstraktes geographisches Fachwissen war. Anhand des Erdteilkonzepts wurden Kriege und Expansionsbewegungen erläutert, Herrscher gelobt und Feinde dämonisiert.
Das Buch nimmt die Geschichte des Erdteilkonzepts im Mittelalter vom 3. bis zum 16. Jahrhundert in den Blick. Dabei werden die antiken Ursprünge und die Adaption durch christliche Autoren ebenso untersucht wie die sich wandelnden Kontexte sowie die Darstellung der Erdteile in mittelalterlichen Karten und Diagrammen.